Die Dunkle Spiegelwelt

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Die Webserie Die Dunkle Spiegelwelt (engl.: Dark Mirror) erschien von Januar bis Juni 2008 auf BIONICLEstory.com. Sie wurde von Greg Farshtey geschrieben und ist nach BIONICLE: Journey of Takanuva und Das Königreich der dritte Teil der Dimensionsreise des Toa Takanuva. Die Serie spielt zwischen Swamp of Secrets und The Final Battle. Die Übersetzung stammt von Nuhrii the Metruan.

Kapitel 1

Im Sturz durch die Leere zwischen den Dimensionen konnte Takanuva, der Toa des Lichts, kaum glauben, was am letzten Tag mit ihm geschehen war. Während er an den Ufern Metru Nuis patrouillierte, war er von einer Kreatur attackiert worden, die, wie er später erfuhr, ein Schattenegel war, und überlebte knapp. Als er aufwachte, entdeckte er, dass sein Licht teilweise ausgesaugt worden war, was ihm die Fähigkeit zurückließ, Licht aus seiner linken Hand zu feuern und Schatten aus seiner rechten.

Seine Retter stellten sich als Mitglieder der Geheimorganisation namens Orden von Mata Nui heraus, die ihn mit einer lebenswichtigen Mission beauftragten. Er sollte wichtige Informationen zu den Toa Nuva in Karda Nui bringen, und wenn er scheiterte, wären die sechs Toa mit Sicherheit verloren. Der schnellste Weg, um ihn dorthin zu bringen war der Gebrauch der Kraft einer Maske der Dimensionalen Tore, die von dem rehabilitierten Mitglied Brutaka getragen wurde. Jedoch war die Maske leicht beschädigt und die Reise war bereits hart verlaufen.

Ein Kreis aus Licht öffnete sich vor ihm. Er stürzte hindurch, hoffend, dass er Karda Nui rechtzeitig erreichen würde. Stattdessen landete er flach auf seiner Maske in der vertrauten Umgebung der Stadt Metru Nui. Oder war sie vertraut? Die Stadt war intakt und schön wie bei seiner Abreise, aber irgendetwas war komisch. Überall standen Statuen von Toa: Tahu, Gali und die anderen, aber nicht in ihren Nuva-Gestalten - so wie sie vor ihrer Verwandlung gewesen waren. Es gab auch andere Statuen von Toa, die Takanuva nicht kannte. Und über ihnen allen ragte eine massive Skulptur einer Kanohi-Maske auf: die Maske der Unberührbarkeit.

„Wie lange bin ich weggewesen?“, wunderte sich Takanuva. „Und wer hat hier umdekoriert?“ Er erblickte einen Matoraner, den er gut kannte, Kapura, der schnell durch die Straße huschte. Takanuva stellte sich vor ihn und sagte: „Warte, Freund. Ich denke nicht, dass ich dich jemals habe rennen sehen. Was soll die Eile?“

Kapura sah zu ihm auf. Es standen Angst und Schrecken in den Augen des Matoraners, aber kein Wiedererkennen.

„Verzeiht mir, großer Toa“, sagte er so schnell, dass die Worte übereinander stolperten. „Bin ich nicht schnell genug gerannt? Ich verspreche, ich werde versuchen, es besser zu tun.“

„Kapura, ich bin’s, Takanuva. Was ist in dich gefahren?“

„Nichts, nichts!“, beharrte Kapura. „Alles ist gut, großer Toa, denn wie könnte es auch anders sein mit solch weisen und wohlwollenden Anführern?“

„In Ordnung, ich hab jetzt genug davon“, sagte Takanuva. „Wo ist Turaga Vakama? Wo sind die Toa Mahri?“

„Ich weiß nicht, von wem Ihr sprecht“, beharrte Kapura. „Lasst mich weitergehen, bitte, bevor...“

Die Temperatur fiel plötzlich überall um sie herum ab. Im nächsten Moment war Kapura vom Hals abwärts in einer fußdicken Eishülle eingesperrt. Der Matoraner schrie wegen der starken Kälte. Takanuva sah auf, nur um Tahu und Kopaka in der Nähe stehen zu sehen. Frost trieb immer noch aus dem Schwert des Toa des Eises heraus.

„Tahu, Kopaka! Den Großen Wesen sei Dank, dass ihr hier seid“, sagte Takanuva. „Etwas ist mit Kapura nicht in Ordnung... vielleicht mit der gesamten Stadt.“

„Das einzige, das hier nicht in Ordnung ist, Fremder, bist du“, sagte Tahu. „Wer bist du? Warum bist du hier? Wo ist deine Ausweistafel?“

„Ich bin Takanuva! Ich lebe hier! Ihr kennt mich, und ich weiß nicht, was eine Ausweistafel ist!“

Kopaka hob sein Schwert und entfesselte einen Eishagel, der Takanuva kalt erwischte und den Toa des Lichts auf den Boden schlug. Als er über ihm stand, hielt Kopaka die Spitze seines Schwerts an Takanuvas Hals. „Nun, ‚Takanuva’, wenn das dein Name ist, du bist jetzt ein Gefangener des Toa-Imperiums, gegen das du eine Kriegshandlung begangen hast.“

Kapitel 2

Tahu und Kopaka schleppten einen protestierenden Takanuva zum Kolosseum. Vahki-Wächter salutierten und traten beiseite, um die Toa eintreten zu lassen. Wortlos zogen sie Takanuva durch die gewunden Korridore, um ihn letzten Endes in eine kalte, dunkle Zelle zu werfen.

„Mach’s dir gemütlich“, sagte Tahu. „Jemand wird nach dir sehen kommen, wenn Toa Tuyet bereit ist, dich zu verhören, in einem Tag, oder einer Woche.“

„Wenn dies irgendeine Art Scherz sein soll, dann ist er nicht mehr lustig“, sagte Takanuva. „Was ist hier los?“ Aber Tahu und Kopaka waren bereits weggegangen.

„Was hier los ist, Fremder, ist, dass du zur falschen Zeit zum falschen Ort gekommen bist“, sagte eine schwache Stimme hinter Takanuva.

Der Toa fuhr herum, überrascht, dass er nicht alleine war. An der Wand hing von Ketten an seinen Handgelenken und Knöcheln ein Matoraner. Indem er den winzigsten Bruchteil seiner Lichtkraft benutzte, beleuchtete Takanuva die Zelle. Er stolperte schockiert zurück gegen die Zelltür. Der gefangene Matoraner war niemand anders als Takua – ein Fakt, der unmöglich schien, da Takanuva Takua gewesen war, bevor er zu einem Toa geworden war.

„Das ist doch krank!“, sagte Takanuva. „Du bist ich – ich meine, ich bin du, wie...“

„Ich sehe schon“, sagte Takua. „Du bist nicht einer der Klügeren. Du wüsstest nicht zufällig, wie man ein Schloss knackt, oder?“

Takanuva schüttelte seinen Kopf. Wenn dies ein Traum oder eine Illusion war, dann war es eine mordsmäßige Lüge. Aber nur für den Fall, dass dem nicht so war, feuerte einen dünnen Strahl aus Laserlicht aus seiner linken Hand und schnitt durch Takuas Ketten. Eine schnelle Bewegung ließ ihn den Matoraner auffangen, bevor er auf den Steinboden fiel.

„Das ist mal ein neuer Trick“, sagte Takua. „Also, wieso bist du hier drin?“

„Ich – ich weiß es nicht“, sagte Takanuva. „Ich bin nicht mal sicher, wo ich bin.“

„Metru Nui, Stadt der Legenden“, sagte Takua. „Natürlich enden dieser Tage alle Legenden mit 'und die Toa zermalmten jeden, der ihnen in den Weg kam'". Oder, in meinem Fall, mehr Zeit mit Wanderungen als mit Arbeit verbracht hat. Als die Vahki-Behandlung nicht zog, haben sie mich hierher gesteckt.“

„Ich kann das nicht glauben“, sagte Takanuva. „Tahu und Kopaka verrückt oder Schlimmeres, Matoraner eingesperrt, und ich sitze hier rum und rede mit mir selbst. Hör mal, wo ist Gali?“

„In Ga-Metru, natürlich“, erwiderte der Matoraner. „Sie und Karzahni leiten das Umerziehungszentrum.“

„Hör mal, ähmm...“ Takanuva hielt inne, da er sich nicht dazu bringen konnte, den Namen ‚Takua’ zu sagen. „Was ist hier passiert? Wie sind die Dinge derart verrückt geworden?“

„Es ist jetzt gut 3.500 Jahre her“, sagte Takua. „Toa Tuyet kam mit der Macht von etwas namens Nui-Stein in Kontakt, der ihr die Kraft von vielleicht hundert Toa gab. Als Toa Lhikan sie aufzuhalten versuchte, wurde er von ihr und seinem verräterischen Freund, Toa Nidhiki, getötet. Und das ist alles. Tuyet übernahm Metru Nui und überzeugte die anderen Toa, dass es ihre Bestimmung war, jeden zu erledigen, der eine Bedrohung für den Großen Geist darstellte. Das bedeutete, jeder von den Makuta über die Dunklen Jäger bis hin zu Toa, die nicht enthusiastisch genug schienen, und Matoraner, die nicht hart genug arbeiteten.“

Takanuva griff plötzlich hoch und nahm seine Maske der Macht ab. Bevor Takua protestieren konnte, hatte er sie über die Maske des Matoraners platziert. Nichts geschah. Takua riss die Maske des Lichts herunter und sagte: „Was versuchst du zu tun? Mich ersticken?“

„Ich teste nur eine Theorie aus“, sagte Takanuva, der aufstand und seine Maske wieder aufsetzte. „Los, komm, wir brechen hier aus.“

„Und gehen wohin?“, fragte Takua.

„Wir haben eine Verabredung in den Archiven“, antwortete der Toa des Lichts, „oder vielmehr unter ihnen. Und bleibt nur zu hoffen, dass Vakamas Geschichten darüber, was dort unten ist – wer dort unten ist – alle wahr waren.“

Kapitel 3

„Wo gehen wir hin?“, fragte Takua. „Wie hast du diese Vahki-Wachen so schnell ausgeschaltet? Was ist hier unten? Bist du schon einmal hier unten gewesen?“

„Sei endlich mal still!“, fauchte Takanuva. Ihm war nie zuvor aufgefallen, wie nervig er eigentlich als Matoraner gewesen war. „Niemand kann sagen wer – oder was – hier unten ist, und ich hätte nur ungern unerwartete Gesellschaft.“

In Wahrheit war es mehr als nur Takuas Geschnatter, das Takanuva beunruhigte. In seinem Universum waren die Metru Nui Archive mit Exponaten wie Rahi-Bestien, Schnitzarbeiten und anderen Dingen gefüllt, die onu-matoranische und ko-matoranische Gelehrte studieren mochten.

Aber in dieser seltsamen Welt, über die er gestolpert war, waren die Archive eher eine Art Museum für Eroberungen. Ein seit langem totes und aufgestelltes Visorak starrte mit glasigen Augen aus den Schatten. In der Nähe war eine Waffensammlung, in der jeder Gegenstand mit einem kleinen, beschrifteten Täfelchen identifiziert wurde. Der Stab des Umschatteten, der Speer der Fusion, Zamor-Kugelwerfer, Rhotuka-Werfer und weitere. Daneben war der erstaunlichste Anblick von allen: die Kanohi-Maske der Schatten, einst das Eigentum des Anführers der Bruderschaft der Makuta, jetzt an die Wand genagelt wie einfach nur eine weitere Trophäe.

Als sie weiter in die Tiefen der Archive vordrangen, stießen der Toa und der Matoraner auf eine Gruppe Stasisröhren. Sie wurden benutzt, um Rahi mit verlangsamten Lebensprozessen aufzubewahren, sodass sie studiert werden konnten. Zumindest war es das, wofür sie in Takanuvas Universum benutzt worden waren. In dieser Dimension sah er mit Schrecken, dass sie einem gänzlich anderen Zweck dienten. Eine Röhre stand abseits von den anderen, das Leuchten eines Lichtsteins spielte über ihre Oberfläche. Takanuva wischte den Staub von dem Kristall weg und keuchte: in ihr befand sich – gefangen in Stasis – Turaga Dume, Herrscher von Metru Nui.

„Das kann ich nicht glauben“, sagte Takanuva. „Selbst Toa, die so verrückt sind wie die hier, würden das nie tun.“

„Dume redete zu viel“, sagte Takua traurig. „Und wenn ich das schon sage, dann will das etwas heißen. Als Toa Tuyet übernahm, bot er ihr die Stirn und sagte, dass wahre Toa Gerechtigkeit und Gnade wertschätzen, und dass sie keines davon in ihrem Herzen hätte. Man musste ihn dafür bewundern, bis zu dem Moment, in dem sie ihn entführten und hier reinsteckten.“

Takanuva feuerte einen Strahl Laserlicht aus seiner linken Hand, wodurch er das Kristallgehäuse aufschlitzte. Takua packte seinen Arm und versuchte, ihn wegzuziehen.

„Bist du verrückt? Was, wenn es Alarmanlagen gibt? Du kannst das nicht tun!“

„Hab ich gerade“, sagte Takanuva, als er den fallenden Dume auffing. Das Bewusstsein kehrte langsam in den Turaga zurück und als er Takanuva sah, sagte er. „Wer bist du?“

„Ich bin... ein Freund“, erwiderte Takanuva.

„Du? Ein Toa? Kein Toa ist mein Freund“, sagte Dume.

„Ich hab keine Zeit, um mit dir zu streiten“, sagte Takanuva. „Irgendwo hier unten ist eine intelligente Rahi namens Krahka, zumindest hoffe ich, dass sie hier ist. Wir müssen sie finden. Irgendetwas läuft in dieser Welt sehr, sehr falsch und ich werde Hilfe brauchen, wenn ich die Dinge in Ordnung bringen will.“

„Hilfe ist genau das, was du brauchst, Toa“, sagte eine Stimme hinter Takanuva.

Er wirbelte herum, um die eine Gestalt zu sehen, die er nie erwartet hätte. Takua und Dume wichen beide vor Angst zurück. Vor ihnen stand die Anführerin des Toa-Imperiums, die Trägerin des Nui-Steins und die unangefochtene Herrscherin des bekannten Universums: Toa Tuyet.

Kapitel 4

Takanuva, Takua und Turaga Dume liefen im Gänsemarsch durch die Tiefen der Archive, gefolgt von der schweigenden Toa Tuyet. Die Herrscherin des Toa-Imperiums hatte kein Wort gesprochen, seit sie die drei gefangen genommen hatte, sondern hatte ihnen einfach mit ihrem Stacheligen Breitschwert bedeutet, weiterzugehen. Sie marschierten scheinbar stundenlang durch Windungen und Biegungen, vorbei an längst vergessenen Ausstellungsstücken und in Regionen, von deren Existenz vermutlich nicht einmal die Hausmeister der Archive wussten.

Takanuva war verwirrt. Tuyet hätte sie einfach zurück zu einer Zelle an der Oberfläche bringen, oder eigentlich auch gleich töten können. Warum denn eine Tour durch die Archive machen? Die Dinge wurden noch beunruhigender und bizarr, als sie eine Ecke umrundeten und eine große Kammer betraten. Im hinteren Teil waren ein halbes Dutzend schwer beschädigter Rahkshi und eine Exo-Toa-Rüstung, der ihr rechter Arm fehlte. Sogar noch überraschender war der Anblick von zwei gestalten, die in schwarze Rüstung gekleidet waren und beim Anblick der Neuankömmlinge auf die Füße sprangen; Schattenenergie knisterte in ihren Händen.

Takanuva fuhr herum, aber Tuyet war nicht mehr da. An ihrer Stelle stand ein anderer Makuta, der eine vernarbte und körnige Kanohi Hau trug. Als er sprach, tat er das in der vertrauten Raspelstimme des Makuta von Metru Nui.

„Eine einfache Strategie“, sagte er. „Tuyet hat uns wenig Wahl gelassen, als unsere Gestaltwandlungskräfte zu benutzen, wenn wir nach draußen gehen. Selbst dann wurden wir gefangen genommen, genauso wie wir euch gefangen genommen haben.“

„Ich verstehe nicht“, sagte Takanuva. „Warum trägst du nicht die Maske der Schatten? Ich habe sie in den Archiven hängen sehen.“

Makuta bedachte Takanuva mit einem Blick, der den Schnee auf dem Mount Ihu hätte erschaudern lassen. „Die Maske ist alarmgesichert. Wenn sie auch nur berührt wird, werden Tuyet und ihre Lakaien es sofort wissen. Sie bewahrt sie hier unbewacht auf, um mich zu verhöhnen, wissend, dass ich sie begehre und sie nicht berühren kann.“

Die beiden anderen Makuta und diejenigen Rahkshi, die es noch konnten, rückten näher.

“Aber du bist nicht so geschützt, Toa. Nenn mir einen guten Grund, warum ich dich nicht töten sollte, so wie deinesgleichen uns so viele Jahrhunderte lang getötet hat.”

„Ich bin nicht—“, begann Takanuva und hielt dann inne, als er überlegte, wie viel er seinen Fängern erzählen sollte. Dies waren immerhin Makuta, die bösesten Wesen in dem Universum, aus dem er kam. Hier jedoch waren sie gejagte Flüchtlinge in einer Welt, die verrückt spielte. „Ich bin nicht einer von Tuyets Toa. Mein Name ist Takanuva. Ich bin ein Toa des Lichts.“

Die drei Makuta sprangen zurück. Takanuva konnte verstehen, warum: ein Toa des Lichts war die ultimative Waffe gegen Wesen des Schattens.

„Hört mir zu“, fuhr er fort. „Ich komme von... einem anderen Ort, wo es keine Tuyet, kein Toa-Imperium gibt. Ich kann nicht behaupten, zu verstehen, was hier geschehen ist, aber dies weiß ich: ich gehöre nicht hierhin, und ich muss zurück in mein eigenes Universum gelangen.“

Die drei Makuta waren einen Moment lang still. Dann begannen sie zu lachen, ein schreckliches Geräusch, dass lange Minuten durch die Kammer hallte.

„Und wie genau“, sagte der Makuta von Metru Nui, „stellst du dir die Rückkehr in dein Universum vor, mein armer, verrückter Toa?“

„Indem ich den finde, der mich auf meine Reise geschickt hat“, erwiderte Takanuva. „Ein Wesen namens Brutaka.“

Einer der Makuta nickte. Er war groß und seine Rüstung war mit kurzen, gekurvten und sehr scharfen Klingen gespickt. „Ich habe Legenden über einen Brutaka gehört. Es heißt, er ist ein großer Held, der einen wertvollen Schatz bewacht. Aber in matoranischen legenden ist jeder Felshaufen ein Schatz, jeder Rahi größer als eine Steinratte ist ein Monster, und jeder, der bei einem Donnergrollen nicht schreit und wegrennt, ist ein tapferer Held.“

„Wie wahr, Krika, wie wahr“, sagte der Makuta von Metru Nui. „Also, du, Toa, bist entweder ein Lügner, ein Narr oder ein Irrer, ich weiß nicht was, aber wenn du unsere Hilfe brauchst, erwarten wir eine Gegenleistung.“

„Welche Gegenleistung?“, fragte Takanuva.

„Eine matoranische Expedition, die von einem Paar Toa eskortiert wird, hat Metru Nui vor Wochen verlassen. Sie sind unterwegs zur Insel Artakha“, sagte Makuta. „Sie sollten ein machtvolles Objekt holen; die legendäre Maske der Zeit, eine der wenigen Waffen, die effektiv gegen Tuyet sein könnten. Aber jetzt haben die sie und sind auf dem Weg zurück. Ich will, dass du ihre Kampftruppe angreifst und die Maske für uns stiehlst. Im Gegenzug werden wir dich aus der Stadt schmuggeln, damit du deinen Brutaka finden kannst. Aber sei gewarnt: der Anführer der Matoraner ist ein Fanatiker, der lieber sterben würde als seine Fracht aufzugeben. Du wirst ihm seinen Wunsch gewähren müssen.“

„Und wer genau ist dieser Anführer?“, fragte Takanuva.

„Niemand, den du kennen würdest“, sagte Makuta Krika. „Ein Ta-Matoraner, jemand namens Jaller.“

Kapitel 5

Toa Takanuva hatte viele seltsame Dinge erlebt, seit er, wie er nun wusste, in irgendeiner Art alternativem Universum angekommen war. Aber nichts kam auch nur annähernd dem gleich, was er jetzt im Moment erlebte: das Gefühl, aus eigener Kraft über einen endlos weiten Ozean zu fliegen. Noch seltsamer war die Tatsache, dass er diese Fähigkeit Makuta zu verdanken hatte. Nachdem er ihm grob gesagt hatte, wo er nach der Karawane suchen musste, welche die Maske der Zeit tragen würde, hatte Makuta Krika angemerkt, dass er es nie schaffen würde, sie auf dem Seeweg rechtzeitig abzufangen, selbst wenn er es schaffen würde, ein Boot zu stehlen und heimlich Metru Nui zu verlassen. Fliegen war die beste Option.

Bevor Takanuva einwenden konnte, dass er nicht fliegen konnte, hatte Krika schon ein feines Pulver in sein Gesicht geblasen. Der Toa des Lichts konnte nicht anders als es einzuatmen. Lachend erklärte Krika, dass er gerade einem Makuta-Virus ausgesetzt worden war, der ihm – zumindest vorübergehend – die Kraft des Fliegens geben würde. Wenn es irgendwelche andere Nebenwirkungen hatte, dann entschied Krika, es nicht zu sagen. Takanuva wusste nicht, ob er ihm danken oder ihm eine reinschlagen sollte.

Dennoch, seine Richtungsangaben waren gut gewesen. Vor sich an Land entdeckte Takanuva einen Karren, der von einer Ussal-Krabbe gezogen und von einem Matoraner gesteuert wurde, flankiert von einem Toa des Eises und einem Toa der Erde, die auf Muaka-Tigern ritten. Takanuva konnte nur vermuten, dass sowohl der Karren als auch die Rahi von einem Schiff an Bord genommen und wieder abgeladen worden waren, da ein Teil der Reise nach Artakha auf dem Seeweg gemacht werden musste. Trotz der Warnung der Makuta, dass er die Toa und den Matoraner bei ihnen – Jaller – würde töten müssen, hatte Takanuva eine andere Idee. Er war immerhin ein Toa, in einer Welt, die von ihnen beherrscht wurde. Es war immerhin einen Versuch wert.

Er landete direkt vor dem Karren, weshalb Jaller schnell die Zügel anziehen musste, um ihn abrupt abzuhalten. Die beiden Toa hoben ihre Speere und Schilde und machten einen Schritt vorwärts. „Wer bist du“, sagte der schwarz gepanzerte Krieger. „Sprich, oder spüre die Kraft meines Seismischen Speers.“

„Was mein grimmiger Freund sagen will“, sagte der Toa des Eises, „ist, dass wir nicht mit Besuchern rechneten, nicht einmal mit so bunt gefärbten wie dir. Überraschungen machen uns nervös, und wenn wir nervös sind, werden andere Wesen manchmal... verletzt.“

„Senkt eure Waffen“, sagte der Toa des Lichts. „Mein Name ist Takanuva. Ich bin hier im Auftrag des Imperiums.“

„Ich bin Toa Kualus“, sagte der weiß gepanzerte Toa. „Mein mürrischer Freund ist Toa Bomonga. Und was wäre denn dein Auftrag, Takanuva?“

„Ich traue ihm nicht“, sagte Jaller. Takanuva erkannte ihn kaum mit seiner roten Kanohi Komau. „Kodan führt ein Verzeichnis aller Toa im Universum, und ich habe seinen Namen noch nie zuvor gesehen.“

Takanuva feuerte einen dünnen Lichtstrahl auf Jaller ab, der ihm die Zügel aus seinen Händen schoss. Pewku, die Ussal-Krabbe, bäumte sich erschrocken auf.

„Wenn ich deine Meinung hören will, Matoraner, dann werde ich danach fragen“, sagte Takanuva in dem Versuch, wie ein Toa aus diesem Universum zu klingen.

Kualus Antwort war ein Strahl aus Eis aus seinem Nullpunktspeer, aber Takanuva zerschmetterte ihn mit einem weiteren Lichtstrahl. Bomonga wollte angreifen, aber der Toa des Lichts blendete ihn vorübergehend mit einem Leuchtfeuer.

„Seid ihr fertig?“, sagte Takanuva. „Tuyet hat Kunde von einem Plan zum Diebstahl der Maske der Zeit erhalten. Sie hat entschieden, dass zwei Toa nicht genug sind, um sie zu bewachen, besonders nicht ihr zwei, also hat sie mich geschickt, damit ich mich euch anschließe.“

„Und was genau macht dich zur richtigen Wahl?“, fauchte Bomonga.

Der Toa des Lichts dachte schnell. „Habt ihr je zuvor von... Takutanuva gehört?“

Beide Toa schüttelten ihre Köpfe.

„Was ist mit Graalok, der mächtigen Flammenbärin?“

Wieder schüttelten sie ihre Köpfe.

„Und ich vermute mal, ihr habt auch nicht von den Bestien von Mount Ihu gehört, oder den Flammenschlangen des Tren-Krom-Lavagraben, oder gar—“ Er senkte um der Wirkung Willen seine Stimme. „—oder gar der Kolhii-Kreatur von Ga-Wahi?“

„Wir haben von keinem dieser Dinge irgendetwas gehört“, sagte Kualus.

Takanuva lächelte, hob seine Lanze hoch und stach sie dann in den Sand vor den beiden Toa. „Es gibt einen Grund, warum ihr nicht von ihnen gehört habt, Brüder... und wenn ich sie besiegen konnte, dann könnte ich sicherlich auch mit einer Bedrohung für die Vahi fertig werden.“

Bomonga und Kualus schauten einander an. Dann zuckte Kualus mit den Schultern. „In Ordnung, Bruder, du darfst mit uns nach Metru Nui reisen, aber da du ja so mächtig bist, warum läufst du nicht vor uns her? So kannst du jeder Herausforderung als erster entgegentreten. Übrigens, wer ist es eigentlich, der versuchen will, uns diese Maske zu stehlen?“

„Ein sehr mächtiges und böses Wesen namens Brutaka“, erwiderte Takanuva.

Diesmal erkannten die beiden Toa offensichtlich den Namen wieder. Bomonga lächelte sogar.

„Dann kennt ihr ihn also?“, fragte Takanuva.

„Das sollte ich wohl“, sagte Bomonga. Er stach seinen Speer neben Takanuvas Lanze in den Boden. „Immerhin habe ich ihn umgebracht.“

Kapitel 6

Als Takanuva noch Takua gewesen war, ein Matoraner im Dorf Ta-Koro, war er einmal durch einen Streifen Dschungel gewandert und wurde dabei von einem monströsen Nui-Jaga-Skorpion verfolgt. Immer wenn er sich bewegte, bewegte sich der Skorpion; hielt er an, hielt der Skorpion an. Hätte er sich umgewandt, um ihn anzusehen, hätte dieser ihn getötet, aber hätte er ihn zum Dorf zurückgeführt, hätte er andere verletzen können, bevor er verscheucht wurde. Er wurde letztendlich von einer plötzlichen Idee gerettet: er wechselte die Richtung und führte das Nui-Jaga direkt auf die Höhle einer Muaka-Katze zu. Wütend über das Eindringen in sein Territorium durch den anderen Rahi, griff das Muaka das Nui-Jaga an und Takua entkam.

Das zeigt mal wieder, dachte Takanuva, dass heutzutage nie ein Muaka in der Gegend ist, wenn du eins brauchst. Hier war er und trottete in diesem verrückten alternativen Universum über die Ödlandebene von Karzahni. Hinter ihm waren zwei Toa, Bomonga und Kualus, die beide der unterdrückerischen Diktatur des Toa-Imperiums dienten. Zwischen ihnen war Jaller, ein Matoraner, der in Takanuvas Welt der beste Freund des Toa des Lichts war. Das war jedoch nicht das schlimmste: Takanuva musste Brutaka und die Maske der Dimensionalen Tore finden, wenn er es je zurück in sein eigenes Universum schaffen wollte. Und Bomonga hatte gerade verkündet, dass Brutaka tot war, getötet von ihm, und das alles ließ Takanuva mit absolut leeren Händen dastehen.

„Ah, Brutaka“, sagte Bomonga. „Er hat gut gekämpft, aber als er sich umdrehte, um gegen Gaaki und Pouks zu kämpfen, habe ich ihn von hinten getroffen, und das hat ihn erledigt.“

„Nicht besonders... fair“, murmelte Takanuva.

„Fair?“, fragte Bomonga. „Er war ein Feind des Imperiums, er versuchte unsere rechtmäßige Erkundung von Voya Nui zu verhindern. Wen kümmert es, wie er starb, solange er tot ist.“

„Unser Freund Takanuva scheint ein Gewissen mit sich rumzuschleppen“, sagte Toa Kualus. „Das ist eine schwere Last an einem Ort wie diesem. Du würdest erstaunt sein, wie viele arme, tote Wesen ich am Wegrand sehe, die mit dieser Ladung auf ihrem Rücken nicht mal mehr einen Schritt gehen konnten.“

„Erspart mir die Philosophie“, entfuhr es Takanuva. „Was ist mit Brutakas Waffen und seiner Maske? Was ist mit denen geschehen?“

„Du solltest es wissen“, sagte Bomonga, „wenn du wirklich Tuyet dienen würdest, wie du es behauptest. Jeder Schatz wie dieser wird zur sicheren Verwahrung zum Kolosseum von Metru Nui gebracht.“

„Richtig, natürlich“, sagte Takanuva.

Das würde ein Problem werden: Wie sollte er in den zufälligerweise am schwersten bewachten Ort in Metru Nui gelangen, um diese Maske zu bekommen?

„Weißt du, du erinnerst mich ein wenig an jemanden“, sagte Bomonga, „an eine Toa des Wassers, eine von Lhikans altem Team. Wie war ihr Name? Toa Naho, so hieß sie. Sie kam auf eine unserer Missionen nach Odina mit, um dieses Steinrattennest zu säubern. Bot an, selbst den Umschatteten zu jagen, all die Risiken auf sich zu nehmen. Stellte sich heraus, dass sie dem Fiesling bei der Flucht half. Er entkam, sie nicht. Tuyet übergab sie ihrer Freundin Roodaka und, nun, sie wurde am Ende zu einem interessanten Exponat in den Archiven.“

Takanuva wusste, dass er den Mund halten sollte, aber er konnte es nicht. „Denkt ihr, dass es das ist, was Tuyet wirklich wollte? Toa, die andere Toa verraten, Matoraner die in Angst vor ihren Helden leben. Toa sollten respektiert werden, und es sollte zu ihnen aufgesehen werden!“

„Aber ist doch der Fall“, sagte Kualus. „Jeder respektiert, was er fürchtet, und man kann nicht anders als zu uns aufzusehen, wenn wir immer auf alle hinabsehen.“

Takanuva hörte, wie sich hinter ihm etwas rührte. Er konnte sich denken, was es war: Bomonga und/oder Kualus, die sich bereitmachten, ihm in den Rücken zu schießen. Da er keine Wahl hatte, würde er versuchen müssen, sie beide auszunehmen und die Maske von Jaller zu bekommen. Es würde eine Menge Glück brauchen, vielleicht mehr als er sich erhoffen konnte, aber...

Dann hörte er andere Geräusche. Ein Windrauschen, erschrockene Schreie von den beiden Toa, die in der Ferne verklangen, und das Geräusch, wie ein Wagen auf etwas aufschlug. Er fuhr herum und sah einen fremden Toa zwischen den Wrackteilen von Jallers Ussal-Wagen stehen. Er barg die Maske der Zeit, die neben dem bewusstlosen Jaller lag. Als er Takanuva bemerkte, hielt er inne.

„Du bist keiner von ihnen“, sagte der Toa der Luft. „Deshalb bist du noch am Leben. Bring mich nicht dazu, diese Entscheidung zu bereuen.“

„Wer bist du?“, fragte Takanuva. „Was willst du hier?“

„Was ich will?“, sagte der Toa. „Ich will etwas Frieden, aber ich werde keinen bekommen, solange diese verrückte Toa des Wassers an der Macht ist. Also halte ich ein Auge offen nach Dingen, die sie will, wie diese Maske hier, und dann nehme ich sie ihr ab. Deshalb wirst du, wenn du ihre Liste von Feinden des Imperiums siehst, meinen Namen ganz oben finden: Toa Lesovikk.“

Kapitel 7

Im Schutze der Dunkelheit huschten Toa Lesovikk und Toa Takanuva durch die Skulpturenfelder von Po-Metru. Sie waren ein paar Stunden zuvor durch einen Unterwasserschacht heimlich nach Metru Nui zurückgelangt. Lesovikk wusste, dass ein paar zur Reparatur geschlossen worden waren, aber immer noch funktionstüchtig und vor allem unbewacht waren.

„Wo gehen wir hin?“, flüsterte Takanuva. „Das Kolosseum ist in die andere Richtung. Und Brutakas Maske ist dort drin, also muss ich dort dorthin gehen.“

„Genau“, sagte Lesovikk. „Aber wenn du dort lebendig rein und raus willst, werden wir meinen Weg wählen. Und mein Weg beginnt am Thron des Steins.“

Der Toa der Luft zeigte geradeaus. Nicht weit entfernt war in der Tat ein riesiger Thron aus Fels, der auf einem Fundament aus Rahkshi-Teilen montiert war. Fackeltragende Po-Matoraner umgaben ihn, und auf dem Stuhl ganz oben saß Toa Pohatu persönlich.

„Äh, Verzeihung“, sagte Takanuva. „Ich bin vor nicht allzu langer Zeit in Tahu und Kopaka hineingerannt, und... bist du sicher, dass dies eine gute Idee ist?“

„Vertrau mir“, sagte Lesovikk lächelnd.

Nach ein paar Stunden brachen die Po-Matoraner auf, um zurück in ihre Häuser zu gehen. Als Pohatu von seinem Thron herabstieg, kratzte Lesovikk dreimal mit seinem gepanzerten Fuß gegen einen Felsen in der Nähe. Der Toa des Steins hielt inne, den Kopf geneigt, um zu horchen. Dann sagte er: „Lesovikk, du bist total wahnsinnig.“

„Kann hilfreich sein“, sagte der Toa der Luft, als er Takanuva dorthin führte, wo Pohatu stand. „Dies ist mein neuer Kumpel, Takanuva. Er wartet auf die Fünf-Widgets-Tour des Kolosseums, besonders durch die Halle der Masken.“

„Eine Minute mal“, sagte Takanuva. „Ich verstehe gar nichts von dem hier. Tahu, Pohatu und der Rest sollten im Schlaf verharren, bis sie gebraucht wurden, um Mata Nui aufzuwecken. Aber Mata Nui ist hier nie in den Schlaf gefallen, warum also sind sie hier?“

„Er redet viel, nicht wahr?“, sagte Pohatu zu Lesovikk. Lesovikk zuckte mit den Schultern.

„Okay, Leuchtfisch, lass mich dir eine Geschichte erzählen“, sagte Pohatu. „Tuyet fand von Artakha aus heraus, wo wir waren. Sie schickte ein paar Toa hin, um ums zu finden, aber keiner hat die Reise überlebt. Da fand sie einen Ort im Kolosseum, den noch nie zuvor jemand gesehen hatte. Ein Ort, von dem aus sie das Signal fälschen konnte, das unsere Kanister abfeuern würde. Und ehe man sich versah waren wir hier. Sie erläuterte uns alles. Wie die Makuta und die Dunklen Jäger die Machtübernahme planten und wieso es unsere Pflicht als Toa war, sie durch den Tod aufzuhalten. Es wäre der einzige Weg, das Universum wirklich sicher zu machen. Also haben wir uns alle eingeschrieben, aber nach einer Weile begann ich Zweifel zu haben. Sie wurden zu Ängsten, als ich herausfand, dass Tuyet einen Trupp unter der Führung von Toa Nidhiki geschickt hatte, um die Nynrah-Geister auszulöschen, nur weil sie eines Tages etwas herstellen könnten, das gegen sie verwendet werden könnte. Vier Dutzend Matoraner tot. Mir wird immer noch schlecht davon. Da bin ich mit Lesovikk in Kontakt getreten und wir haben seither zusammengearbeitet. Natürlich weiß Tuyet das nicht.“

„Ein Leben wie aus dem steinernen Wand der Geschichte“, sagte Lesovikk. „Aber es wird bald hell werden. Wir müssen die Truppen versammeln und uns auf einen Raubzug vorbereiten.“

Pohatu führte die zwei Toa zurück zu seiner Höhle. Sobald er drinnen war, benutzte er seine Kraft, um ein sanftes Beben durch ganz Metru Nui zu schicken. Nicht ausreichend, um Schaden zu verursachen, nur ein Signal für diejenigen, die es verstehen und darauf reagieren würden. Sie begannen nicht viel später durch Untergrundtunnel hereinzutröpfeln. Nuju, Ahkmou, drei Dunkle Jäger – Hüter, Finsternis und Primitiver –, ein Toa – Krakua – und ein Po-Matoraner, den Lesovikk als Kodan vorstellte.

„Es ist praktisch, den Chronisten der Toa auf unserer Seite zu haben“, sagte Lesovikk. „So bleiben wir informiert.“

„Also, was ist der Plan?“, fragte Takanuva. „Wir schleichen uns rein, stehlen die Maske und hauen ab?“

„Er denkt auch in zu kleinen Maßstäben“, sagte Pohatu zu Lesovikk. Lesovikk zuckte mit den Schultern.

„Hör mal, Junior. Ich weiß nicht, wo du herkommst, oder warum“, sagte Pohatu. „Aber ich wette, Tuyet weiß es auch nicht, und vielleicht gibt uns das einen Vorteil. Also werden wir alles auf ein Akilini-Spiel setzen. Ahkmou hier hat die Makuta in der Stadt alarmiert, Finsternis hat sich um alle Dunklen Jäger in der Nähe gekümmert, die immer noch auf zwei Beinen standen. Jeder ist dabei.“

„Wo dabei?“, fragte Takanuva.

„Tuyet ist schon viel zu lange an der Macht“, antwortete Pohatu und schnappte sich eine Protostahl-Axt von der Wand. „Es ist an der Zeit, sie zu stürzen.“

Kapitel 8

Takanuva kniete hinter einer Wand, ein verwundeter Lesovikk neben ihm. Überall um ihn herum flogen Strahlen aus Elementarenergie herum, Krieger schrieen und ein Desaster, das seine Vorstellungskraft überstieg, ereignete sich. Es hatte alles so gut angefangen: Lesovikks Vorhut hatte es nahe ans Kolosseum herangeschafft, bevor sie entdeckt wurden. Wie geplant hatte Takanuva seine neuentdeckten Schattenkräfte benutzt, um die Wachen zu blenden. Pohatu folgte mit einer massiven Steinfaust, welche die Wand des großen Bauwerks rissig werden ließ.

Im Osten führte Makuta Teridax Krika, Kojol, Turaga Dume und Takua in die Schlacht. Zuerst machten sie kurzen Prozess mit den Matoraner und Toa, die Tuyets Festung bewachten. Dann ging alles schief: ein Toa des Eisens tauchte auf den Mauern auf und ein Stachelhagel verkündete das Ende von Takua. Takanuva sah mit blankem Entsetzen zu, wie sein anderes Ich zusammenbrach und starb. Kojol fiel als nächster, als seine Rüstung von der Kraft des Toa zermalmt und seine Essenz von einem Toa des Plasma eingeäschert wurde. Teridax war zum Rückzug gezwungen.

Die Sache lief für Lesovikks Trupp kein Bisschen besser. Primitiver war am Osteingang in Tahu hineingerannt und hatte den Toa des Feuers getötet. Aber das plötzliche Erscheinen von Gali und einer Wasserkugel, die den Kopf des Dunklen Jägers umschloss, ließen ihn auf trockenem Boden ertrinken. Toa Krakua traf Gali mit einer Welle aus solidem Schall, was ihre Maske und Rüstung zerspringen ließ. Pohatu schrie zu spät auf: Ahkmou hatte bereits einen Satz nach vorne gemacht und die gefallene Toa des Wassers ermordet. Er kam nicht dazu, seinen Triumph lange zu genießen. Kopaka schockfrostete Ahkmou und ein Schwung von Onuas Krallen zerschmetterte den Matoraner in kleine Stücke kristalliner Protodermis.

Jetzt war es nicht mehr ein Kampf, sondern ein Dutzend verschiedener, die gleichzeitig ausgefochten wurden, und die Fronten verschoben sich vor und zurück. Pohatu erkämpfte sich seinen Weg ins Kolosseum, musste aber feststellen, dass Onua ihm zu ebenbürtig war, als dass er vorankäme. Lesovikk fiel mit einem Eisdolch in seiner Schulter, rappelte sich aber auf um Kopaka von seinem Posten hoch oben auf dem Kolosseum zu pusten. Takanuva fuhr zusammen, als der Toa des Eises auf dem Boden aufschlug und reglos liegen blieb.

„Jetzt“, sagte Lesovikk zu Takanuva, „wird Finsternis dich führen. Geht da rein und tut, was ihr tun müsst.“

„Was ist mit euch?“, fragte Takanuva.

„Wir werde ihnen einen Denkzettel verpassen“, sagte Lesovikk.

Takanuva sah sich ein letztes Mal um. Nuju war Seite an Seite mit Hüter und sorgten dafür, dass ein Toa des Magnetismus keine Zeit fand, seine Kräfte zu benutzen. Teridax' Streitkräfte hatten wieder angegriffen. Krika benutzte seine Vakuumkraft, um gnadenlose Attacken zu absorbieren, und Teridax beschwor einen Blitz herauf, der stark genug war, um einen Toa zu Asche zu verwandeln. Finsternis war bereits in Bewegung und glitt durch die Risse in den Wänden des Kolosseums. Takanuva benutzte seine Schattenkraft, um sie zu vergrößern, und folgte.

Drinnen war das Kolosseum seltsam ruhig. Man hätte nie gedacht, dass vor seinen Mauern eine Schlacht wütete. Ein Team aus Toa eilte an ihnen vorbei, um sich dem Kampf anzuschließen. Takanuva stählte sich und feuerte Laserstrahlen auf die Decke, wodurch er den Schutt auf sie herunterbrachte. Er ertappte sich, wie er hoffte, dass er sie nur betäubt hatte, und nicht getötet. Zusammen erkämpften sich Toa und Dunkler Jäger ihren Weg zu ihrem Ziel: die Halle der Masken. Sie hatten es zur Kammertüre geschafft, als Finsternis innehielt. Er hörte etwas. Im nächsten Augenblick explodierte die Türe nach außen, als eine Wand aus Wasser von innen hervorbrach und Finsternis wegspülte. Takanuva schaffte es, den Türrahmen zu packen, an dem er sich mit all seiner Macht festhielt, und hielt seinen Atem an.

Draußen hatte Teridax' Angriff Erfolg, als Toa vor ihm und Krika fielen. Turaga Dume hatte Lesovikks Gruppe um sich geschart, jedoch nicht, bevor Nuju von wild gewordenen Pflanzen in die Archive gezogen wurde. Hüter fiel ebenfalls, aber nahm ein halbes Dutzend Toa mit sich. Zurück im Kolosseum hatte der Schaden letztendlich aufgehört. Dort, umrahmt von den Kammertüren, stand Toa Tuyet, den Nui-Stein in der einen Hand, die Maske der Dimensionalen Tore in der anderen.

„Ich weiß, wer du bist“, sagte sie, „oder vielmehr: ich habe es erraten. Du gehörst nicht hierher.“

„Genauso wenig wie du“, sagte Takanuva. „Du existierst nicht in meiner Welt. Wahre Toa müssen sich erhoben und dich aufgehalten haben, bevor du zu weit gingst.“

„In meiner Welt bin ich viel... kompetenter“, entgegnete sie. „Was für ein Pech für dich.“

„Also gut“, sagte Takanuva. „Für Takua, für Lesovikk und für all die Toa und Matoraner, deren Leben du ruiniert hast, greife ich an.“

Kapitel 9

Toa Tuyet stand über dem zerschlagenen, halbbewussten Körper von Takanuva, dem Toa des Lichts. Er rührte sich nicht. Von einer Flutwelle durch ein halbes Dutzend Wände gesprengt zu werden konnte so einem so etwas antun. Tuyet lächelte.

„Jämmerlich, wirklich jämmerlich. Wenn du ein Beispiel dafür bist, wie die Toa in deinem Universum sind, ist es ein Wunder, dass ihr inzwischen nicht alle ausgerottet worden seid.“

Die Herrscherin des Toa-Imperiums nahm ihre Maske der Unberührbarkeit ab und ersetzte sie mit der Kanohi Olmak, der Maske, die zu suchen Takanuva gekommen war. Diese Maske allein hatte die Macht, Tore in den interdimensionalen Raum zu öffnen, und sie war Takanuvas einzige Hoffnung, dieser verdrehten Welt zu entkommen.

„Deine Freunde sind tot, oder werden es zumindest bald sein. Ich gebe zu, ich war überrascht, als ich herausfand, dass sie nach 3.500 Jahren noch immer etwas Kampfgeist in sich haben. Aber ihnen darf nicht gestattet werden, den Matoraner den Frieden zu rauben, den ich ihnen gebracht habe.“

Takanuva schaffte es, auf Hände und Knie zu gelangen, wobei Geröll von seinem Rücken herunterglitt. Er schaute Tuyet mit Augen an, die in gleichen Teilen Verachtung und Mitleid enthielten.

„Frieden?“, sagte er ungläubig. „So nennst du es also, die Toa als Geheimpolizei zu missbrauchen, die Dorfbewohner zu terrorisieren und jeden zu töten, der sich deiner Herrschaft widersetzt?“

„Ich tat, was getan werden musste. Ich habe die Welt in Ordnung gebracht. Und wer bist du, um über mich zu richten? Du bist nichts außer ein Fremder aus irgendeiner anderen Dimension.“

Takanuva schleuderte einen Schattenstrahl nach Tuyet, wodurch er sie kurzzeitig in Finsternis hüllte. Als sie wieder sehen konnte, war er weg. Aber seine Stimme kam von hoch über ihr und sagte: „Das stimmt, meine Welt ist... chaotischer als deine, in mancherlei Hinsicht gefährlicher, aber sie ist eine Welt, die besser ist, weil du nicht dort bist, Tuyet.“

Die Toa des Wassers entfesselte ihre Macht, wodurch sie die Decke herabbrachte, aber Takanuva war nicht dort. Stattdessen sprang er aus der Öffnung am anderen Ende des Flurs und schleuderte blendendes Licht nach ihr, während er nach ihrer Maske griff. Sie wirbelte herum, packte ihn am Arm und warf ihn hart auf den Boden.

„Ich habe hundertmal so viel Kraft wie du. Du bist nichts als ein Lichtstein, den ich unter meiner Ferse zu Staub zertreten werde.“

Takanuva griff wieder an, indem er Blitze aus Schatten und Licht feuerte. Zu seinem Erstaunen parierte Tuyet sie mit Leichtigkeit. Als sie seine Überraschung sah, lachte sie. „Weißt du, wir hatten keinen Toa des Lichts in diesem Universum. Wir brauchten keinen. Und in ein paar Momenten werden wir auch wieder keinen haben.“

Takanuva stürmte los. Die nächsten paar Sekunden waren ein lodernder Kampf. Laser verwandelten Wasser zu Dampf, Wellen krachten gegen Wände, ein Wettrennen darum, was zuerst geschehen würde: dass Takanuva in der Flut ertrinkt oder dass Tuyet in Finsternis ertrinkt. Als der Kampf vorbei war, stand Tuyet erneut als Siegerin da.

„Genug! Ich habe genug Zeit auf dich verschwendet. Deine Rebellion ist erledigt, und nun bist du es ebenso!“

Tuyet wollte gerade zuschlagen, als ein merkwürdiges Geräusch das beschädigte Kolosseum durchrang. Takanuva hob seinen Kopf und schaute auf ein Loch in der Wand. Er sah Hunderte – nein, Tausende – von Matoraner, die auf das Gebäude zumarschierten, alle von ihnen bewaffnet. In der Ferne konnte er Luftschiffe und Meeresfahrzeuge sehen, die noch mehr Matoraner, Dunkle Jäger, Vortixx und andere trugen. Sie alle kamen auf die Stadt herab, ihre Augen auf das Kolosseum fixiert.

„Denkst du immer noch, die Rebellion sei vorbei?“, fragte Takanuva. „Vielleicht beginnt sie ja gerade erst.“

„Diese Narren. Mit meiner Macht kann ich sie alle wegspülen in einer Flut, wie sie noch nie jemand gesehen hat.“

Takanuva schaute direkt in Tuyets Augen. „Wer wäre dann noch übrig, um beschützt zu werden? Für wen hättest du dein perfektes Universum gemacht?“

Tuyet lächelte. „Sehr clever, Toa. Es stimmt, ein Universum voller ertrunkener Matoraner würde niemandem viel bringen. Aber ihnen muss Respekt beigebracht werden.“

„Warum? Wenn sie so undankbar sind, warum benutzt du deine Maskenkraft dann nicht, um woanders hinzureisen? An irgendeinen Ort, der dich braucht. Beginn von Neuem, in einem anderen Metru Nui, einem, wo sie eine Herrscherin wie dich vielleicht willkommen heißen würden.“

Tuyet schaute auf die Straße hinab. Die Meute kam näher, obwohl sie sie alle mit Leichtigkeit töten konnte, um sie als die Herrscherin eines Imperiums aus Leichen zurückzulassen. Vielleicht hatte Takanuva Recht. Zumindest konnte sie gehen und mit einer Armee aus Toa aus einem anderen Universum zurückkehren, genug um selbst die letzte rebellische Visage in ihrem Universum auszutreten. Sie wandte sich um und aktivierte ihre Maske. Ein Portal in den interdimensionalen Raum öffnete sich vor ihr und sie bereitete sich darauf vor, hineinzutreten.

Da machte Takanuva seinen Zug. Er schaffte es irgendwie, sich auf Tuyet zu werfen und die Maske von ihrem Gesicht zu reißen. In der Sekunde, in der sie den Kontakt mit ihr verlor, schaltete sich ihre Macht ab und das Portal begann sich zu schließen. Takanuva, die Maske in der Hand, tauchte hindurch, aber Tuyet hatte nicht vor, ihn so leicht entkommen zu lassen. Noch während er das Portal durchquerte, packte sie sein Bein, in dem Versuch, ihm zu folgen. Sie beschoss ihn mit harten Wasserstrahlen, schnappte sich seine Hand und riss die Maske aus seinem Griff. Sie trieb davon in den Raum zwischen den Dimensionen. Takanuva wandte sich um. Was er sah, versetzte ihn in Schrecken. Aber sein Warnschrei kam zu spät. Tuyet war halb durch das Portal und versuchte, Takanuva wieder zurückzuziehen. Sie war so vom Zorn vereinnahmt, dass sie nie bemerkte, dass sich das Portal schloss, bis es viel zu spät war. Sie schrie, als sich die Realität um ihren Körper fest verschloss und ihre obere Hälfte in der Leere und die untere Hälfte im Kolosseum auf ihrer Welt zurückließ. Gnädigerweise trat der Tod unverzüglich ein.

Takanuva schwebte einen langen Moment in der Leere. Er fragte sich, was in Tuyets Universum geschehen würde, nun, da sie weg war. Würden die Toa wieder Beschützer werden? Würden die Matoraner die Kontrolle übernehmen? Oder würde irgendeine Gruppe wie die Dunklen Jäger oder die Makuta neue Diktatoren werden? Vielleicht würde er eines Tages, wenn er dazu imstande war, zurückkehren, um die Antwort herauszufinden. Er wandte seinen Kopf von den Überresten von Tuyet ab und fragte sich dabei, wie ein Toa auf so einen falschen Weg geraten konnte, und erkannte mit einem Schaudern, was für eine dünne Linie es zwischen Gerechtigkeit und Tyrannei sein konnte. Tuyets Leben war verschwendet worden, aber das Leben keines weiteren Toa würde verloren gehen, wenn er es verhindern konnte. Mit grimmiger Entschlossenheit setzte er seine Reise nach Karda Nui fort.

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